Tränen und trockene Augen

Tränen und trockene Augen

Der Mensch ist, soweit bekannt, das einzige Lebewesen, das fähig ist, aufgrund von Emotionen zu weinen. Hierbei produzieren unsere Augen schlagartig so viel Tränenflüssigkeit, dass die Augen zunächst wässrig werden und die Flüssigkeit dann in dicken Tränen über die Wangen kullert.

Augenärzte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft haben herausgefunden, dass Männer durchschnittlich bis zu 17-mal pro Jahr weinen, Frauen 64-mal. Auch bei den Gründen für die emotionalen Tränen gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen weinen eher in Konflikten oder bei Verlusten, Männer aus Empathie oder in Trennungssituationen. Die Tatsache, dass Männer weniger häufig weinen, liegt wahrscheinlich in der Sozialisation und der Kultur begründet: Während Frauen durch ihre Tränen ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, kehren Männer ihre Emotionen nach innen und überlegen sich Handlungsstrategien. Sie haben sich das Weinen durch Selbstdisziplin abtrainiert.

Dabei dient Weinen aus Trauer, Wut oder Stress der Erleichterung und wird von vielen Menschen als stimmungsaufhellend empfunden. Studien konnten dies bisher allerdings nicht belegen: Während des Weinens sind wir körperlich angespannt, die Entspannung tritt erst ein, wenn der Anlass für die Tränen vorüber ist.

Abgesehen vom Weinen produzieren unsere Augen ständig eine gewisse Menge an Tränenflüssigkeit. Diese ist für die gleichmäßige Befeuchtung der Augen erforderlich und unterscheidet sich in ihrer Zusammensetzung von den Tränen, die durch Freude oder Traurigkeit entstehen. Emotionale Tränen enthalten beispielsweise eine größere Menge an Hormonen sowie an Botenstoffen (Pheromonen), die wir unbewusst über unseren Geruchsinn wahrnehmen können: Neben dem Glückshormon Serotonin konnte in weiblichen Tränen auch das Milchbildungshormon Prolactin nachgewiesen werden.
 

So entstehen Tränen

Unsere Augen produzieren fortwährend Tränen, die als Tränenfilm unsere Augenoberfläche gleichmäßig benetzen. Alle fünf bis zehn Sekunden erfolgt ein Lidschlag, pro Minute werden dabei etwa fünf bis sieben Mikroliter Flüssigkeit abgesondert. Beim Weinen oder bei tränenden Augen (Tränenträufeln) aufgrund von Augenreizung erhöht sich die Menge der produzierten Flüssigkeit um ein Vielfaches.

Verschiedene Drüsen sind an der Flüssigkeitsabsonderung beteiligt. Sie sorgen für die unterschiedliche Zusammensetzung und für die Inhaltsstoffe der Tränen. Neben Salzen sind in den Tränen Fette und Eiweiße enthalten. Bestimmte Enzyme sind für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich, die Augenentzündungen auslösen könnten.

Ist die natürliche Tränenproduktion oder Augenbenetzung gestört, kann der Tränenfilm aufreißen. Es kommt zu den typischen Symptomen trockener Augen wie beispielsweise Juckreiz, Rötung oder Brennen.
 

Unsere Tränen bilden einen dreischichtigen Tränenfilm

Der Tränenfilm, der unsere Hornhaut bedeckt, lässt sich grob in drei Schichten unterteilen. Die am weitesten innen liegende Schicht, die das Auge direkt bedeckt, wird auch Muzinschicht genannt. Sie ist eiweiß- und zuckerhaltig und von schleimiger Konsistenz. Sie ermöglicht die Haftung des Tränenfilms auf der Augenoberfläche. Produziert wird die Muzinschicht durch spezialisierte Zellen, die sogenannten Becherzellen, die sich in der Bindehaut des Auges befinden.

Die darüber liegende, mittlere Schicht macht mit 90% den Hauptteil des Tränenfilms aus. Diese wässrige Schicht enthält Sauerstoff und Nährstoffe sowie verschiedene Enzyme. Gebildet wird sie durch die Tränendrüsen, die sich in der Augenhöhle oberhalb des oberen Oberlids befinden.

Die äußerste Schicht der Augenbenetzung wird durch einen Fettfilm gebildet, der von den sogenannten Meibom-Drüsen produziert wird. Diese sogenannte Fettphase oder Lipidphase verhindert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit und stabilisiert den Tränenfilm.
 

Der Tränenfilm übernimmt wichtige Aufgaben

Der Tränenfilm erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen: Er schützt die Augenoberfläche und insbesondere die Hornhaut vor dem Austrocknen und versorgt sie mit Nährstoffen, und Sauerstoff. Außerdem reinigt er durch die ständige Flüssigkeitsbewegung den Bindehautsack unterhalb des Augenlids sowie die Augenoberfläche. Darüber hinaus bieten die Tränen eine physikalische Barriere gegen Erreger und bekämpfen diese zusätzlich durch spezielle Enzyme. Auch für unsere Sehleistung ist der Tränenfilm von großer Bedeutung, da er für das scharfe Sehen notwendig ist.
 

Der Tränenabtransport

Da ständig neue Tränenflüssigkeit produziert wird, muss ein Teil der Flüssigkeit auch wieder abtransportiert werden. Hierfür befinden sich auf den Innenseiten der oberen und unteren Augenlider im der Nase zugewandten Augenwinkel kleine Öffnungen in der Haut, die oberen und unteren Tränenpünktchen. Sie nehmen die überschüssige Flüssigkeit auf und leiten sie über schmale Durchgänge, die sogenannten Tränenkanälchen und Tränensäcke, direkt weiter in die Nasenmuschel.
 

Risse im Tränenfilm und trockene Augen

Ist die Menge an Tränenflüssigkeit zu gering oder die Zusammensetzung der Tränen nicht optimal, kann es passieren, dass der Tränenfilm aufreißt. Dies ist zum einen dann der Fall, wenn es der mittleren, wässrigen Schicht an Flüssigkeit mangelt oder wenn der Tränenflüssigkeit Fettbestandteile fehlen, die für den stabilen Aufbau der äußeren, fetthaltigen Phase notwendig sind.

Risse im Tränenfilm führen dazu, dass das Auge leichter durch Fremdstoffe oder den natürlichen Wimpernschlag gereizt wird. Die Schutzfunktion des Tränenfilms wird dadurch aufgehoben und die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Hornhaut reicht nicht mehr aus. Das Auge versucht zwar, dagegen zu steuern und kurbelt die Tränenproduktion an. Jedoch reicht die zusätzliche Tränenmenge nicht immer aus oder der Tränenfilm ist aufgrund einer mangelhaften Zusammensetzung instabil. Symptome wie Brennen, Juckreiz oder Fremdkörpergefühl im Auge können auftreten.
 

Ursachen für einen veränderten Tränenfilm und trockene Augen

Etwa 40-50 Prozent aller Patienten, die einen Augenarzt aufsuchen, leiden an trockenen Augen. Medizinisch spricht man bei allen Symptomen, die durch eine verminderte Befeuchtung der Augenoberfläche verursacht werden, von einer Keratoconjunctivitis sicca bzw. dem Sicca-Syndrom. Die Gründe für eine zu geringe Menge oder eine veränderte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit sind vielfältig, beispielsweise können vorliegende Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronischer Rheumatismus oder entzündliche Gefäßerkrankungen zu trockenen Augen führen. Auch diverse Medikamente wie die Antibabypille, verschiedene Antihistaminika und Antidepressiva können eine Benetzungsstörung des Auges auslösen.

In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Menschen, die an trockenen Augen leiden, verdoppelt. Als Gründe werden Umwelteinflüsse wie die Ozonbelastung, Abgase und trockene Heizungsluft genannt. Aber auch die individuelle Lebensweise der Patienten kann das Sicca-Syndrom begünstigen: Raucher und Kontaktlinsenträger haben deutlich häufiger mit Symptomen wie brennenden und juckenden Augen zu kämpfen. Und: Die stundenlange Arbeit an PC, Tablet und Smartphone führt zu einem verminderten Lidschlag, wodurch die Augen trocken werden.
 

Das hilft gegen trockene Augen

Wer an trockenen Augen leidet, sollte nach Möglichkeit versuchen, die Ursache dafür zu beseitigen. Evtl. muss die Medikation einer vorliegenden Grunderkrankung umgestellt werden, harte Kontaktlinsen können durch weiche ersetzt werden. Denn harte Kontaktlinsen benötigen ein Mindestmaß an Tränenflüssigkeit, um sich beim Lidschlag auf dem Tränenfilm bewegen zu können. In schweren Fällen des Sicca–Syndroms kann es daher sinnvoll sein, auf weiche Kontaktlinsen umzusteigen oder komplett auf Kontaktlinsen zu verzichten. Sprechen Sie hierfür mit Ihrem Arzt, er wird Ihnen eine geeignete Vorgehensweise vorschlagen. Auch eine Veränderung der Lebensweise kann dazu beitragen, die Befeuchtung des Auges zu verbessern: Meiden Sie zugige oder überheizte Räume, reduzieren Sie die Arbeit am Bildschirm und geben Sie das Rauchen auf.

Stellt der Arzt keine Ursache fest oder kann diese nicht beseitigt werden (z.B. durch die beruflichen Anforderungen), können die Symptome des Sicca-Syndroms gezielt behandelt werden. Erhältlich sind verschiedene Tränenersatzmittel, die in Form von Augentropfen gegeben werden. Bei gelegentlichen Beschwerden, beispielsweise ausgelöst durch Bildschirmarbeit, starken Wind oder Rauch, sind  Augentropfen mit niedrigerer Viskosität wie HYLO-FRESH® empfehlenswert, während Patienten mit ständigen, starken Beschwerden zu dickflüssigen Mitteln wie HYLO-GEL® greifen sollten. Es sollten unbedingt Tränenersatzmittel ohne Konservierungsstoffe angewendet werden, da diese Substanzen den Tränenfilm zusätzlich schädigen. Auch Träger von weichen Kontaktlinsen sollten ausschließlich Augentropfen ohne Konservierungsstoffe wie die Produkte der HYLO®-Familie benutzen, da sich diese auf den Kontaktlinsen ablagern und die Hornhaut schädigen könnten.
 

Das können Sie selbst tun

Einige Maßnahmen können Sie selbst ergreifen, um brennenden oder juckenden Augen vorzubeugen: Lüften Sie mehrmals täglich und verwenden Sie Luftbefeuchter, um trockene Raumluft zu vermeiden. Verzichten Sie darauf, das Gebläse Ihres Autos einzuschalten und wechseln Sie regelmäßig den Filter Ihrer Autoklimaanlage. Außerdem sorgen eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag sowie eine vitaminreiche Kost und genügend Schlaf dafür, dass die Symptome des trockenen Auges gemildert werden.
 

1 Augenheilkunde, Grehn, 31. Auflage Springer Verlag

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