Trockene Augen

Trockene Augen: Ursachen, Symptome und Behandlungs­möglich­keiten

Das Krankheitsbild des trockenen Auges wird fachlich auch als Benetzungsstörung oder als Keratoconjunctivitis sicca bezeichnet. Man spricht darüber hinaus auch vom Sicca Syndrom. Es tritt auf, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit vorhanden ist oder diese eine veränderte Zusammensetzung aufweist. Auch gesundheitliche Allgemeinleiden oder bestimmte Augenerkrankungen können der Auslöser von trockenen Augen sein. In allen Fällen kommt es zum Aufreissen des Tränenfilms, der die Augenoberfläche schützend umgibt. Lesen Sie hier alles über Ursachen, Symptome und Behandlungs­möglich­keiten bei trockenen Augen.

Volkskrankheit trockenes Auge

Jeder fünfte Patient, der hierzulande einen Augenarzt aufsucht, leidet an trockenen Augen, gibt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands bekannt. Damit ist das Sicca-Syndrom gleich nach den verschieden stark ausgeprägten Sehschwächen der häufigste Befund in den augenärztlichen Praxen und betrifft etwa zwölf Millionen Menschen. Dabei ist vor allem die Entwicklung dieser Diagnose von Bedeutung, denn die Anzahl der betroffenen Patienten hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Dies ist zum einen auf Veränderungen der Umweltbedingungen und Lebensweisen und zum anderen auf die immer älter werdende Gesellschaft zurückzuführen, denn mit zunehmendem Alter steigt das Risiko der Benetzungsstörung.
 

Die „Digitale Augenkrankheit“

Sehr oft verursacht die häufige Bildschirmarbeit eine Austrocknung der Augen. Während der Arbeit am Computer oder der Beschäftigung mit dem Smartphone wird wesentlich seltener geblinzelt als bei anderen Tätigkeiten. Dies führt zu einer verminderten Verteilung des Tränenfilms auf der Augenoberfläche.  Welchen Einfluss die Arbeit am Laptop, Tablet oder Smartphone tatsächlich auf die Augen hat, konnte eine Studie der US-Organisation „The Vision Council“ im Oktober 2014 belegen. Hierfür wurden knapp 10.000 Amerikaner zu ihrem digitalen Medienkonsum befragt. Das Ergebnis: Die „digitale Augenkrankheit“, die zu Symptomen wie trockenen, geröteten und schmerzenden Augen führt, betrifft vor allem die junge Generation. 84 Prozent der sogenannten Millennials, also der zwischen 1981 und 1996 Geborenen, besitzen ein Smartphone, 68 Prozent leiden an der digitalen Augenkrankheit. Mehr als neun Stunden pro Tag nutzen 37,4 Prozent dieser „Digital Natives“ mindestens ein digitales Gerät, häufig sogar mehrere gleichzeitig. Kinder sind ebenfalls unter den Patienten, denn auch sie sitzen inzwischen durchschnittlich drei Stunden pro Tag vor dem Computer, dem Handy oder dem Tablet.
 

Weitere Risiko-Faktoren: Kontaktlinsen, trockene Raumluft, Entzündungen

Neben Menschen, die am Bildschirm arbeiten, sind auch Kontaktlinsenträger häufig von den Beschwerden, die ein trockenes Auge verursacht, betroffen. Denn die Kontaktlinsen hindern den Fluss und die Verteilung der Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche. Hier ist das Risiko für das Krankheitsbild der Benetzungsstörung um ein Zwölffaches erhöht. Auch trockene Raumluft durch Heizungen und Klimaanlagen, Abgase, Ozon oder Rauch können den Tränenfilm schädigen.

Verletzungen oder Entzündungen des Auges können die Tränenmenge oder Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit ebenfalls beeinflussen. Erkrankungen, insbesondere der Haut oder der Nerven, und verschiedene Medikamente wie Betablocker nehmen vereinzelt ebenfalls Einfluss auf die Menge und die Qualität des Tränenfilms.
 

Ein veränderter Hormonhaushalt kann trockene Augen verursachen

Vor allem bei Frauen kann ein Absinken des Androgenspiegels, etwa in der Menopause oder durch die Einnahme der Antibabypille, dazu führen, dass das Auge trocken wird. Denn ein Mangel an männlichen Sexualhormonen kann entzündliche Reaktionen der Tränendrüse und der Augenoberfläche begünstigen, was eine Benetzungsstörung zur Folge haben kann. Außerdem kann es durch die Hormonumstellung zu einer Degeneration der Tränendrüse kommen, wodurch deren Flüssigkeits- und Proteinsekretion beeinträchtigt wird.
 

Auch hinter tränenden Augen kann das Sicca-Syndrom stecken

Nicht nur ein Mangel an Tränenflüssigkeit, sondern auch deren fehlerhafte Zusammensetzung kann die Ursache für trockene Augen sein: Bei rund 80 Prozent der Patienten ist die Lipidschicht nicht fettig genug, wodurch der Tränenfilm zu schnell auf dem Auge verdunstet.

Ob dies bei Ihnen der Fall ist, überprüft der Augenarzt durch Interferometrie: Bei dieser nichtinvasiven Untersuchung des Tränenfilms werden Lichtstrahlen an der Vorder- und Rückseite von dünnen Schichten reflektiert, wodurch ein charakteristisches Muster entsteht, was Aussagen über die Qualität des Tränenfilms ermöglicht. Dies hängt mit dem Aufbau des Auges zusammen, bei dem die Lipidschicht die Grenzschicht zur Tränenflüssigkeit bildet.  

Die innere Phase der Lipidschicht enthält wichtige Phospholipide, die die Oberflächenspannung zwischen dem Wasser der Tränenflüssigkeit und den Fetten der äußeren Phase der Lipidschicht senken. Diese Tatsache trägt beim gesunden Auge entscheidend zur Stabilität der Lipidschicht und damit des Tränenfilms bei. Werden zu wenige dieser Phospholipide gebildet, verdunstet die Tränenflüssigkeit zu schnell und das Auge wird trocken. Man spricht dann von der hyperevaporativen Form des trockenen Auges. Das Paradoxe daran: Das Auge reagiert auf den zu geringen Fettanteil in der Tränenflüssigkeit mit der Produktion eines schaumigen Tränenfilms, der vor allem bei Wind und Rauch vermehrt gebildet wird. Die Folge kann eine Lidrandentzündung oder eine Kontaktlinsenunverträglichkeit sein.
 

Ein aufgerissener Tränenfilm bietet keinen Schutz mehr für das Auge

Steht dem Auge zu wenig Benetzungsflüssigkeit zur Verfügung oder hat die Tränenflüssigkeit eine veränderte Zusammensetzung, kann dies zum Aufreißen des Tränenfilms führen. Dies wiederum bewirkt eine Überempfindlichkeit der Augen gegenüber ihrer Umwelt. Die Flüssigkeitsbenetzung stellt einen wichtigen Schutz für das Auge dar und versorgt die obere Zellschicht der Bindehaut und der Hornhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff. Ist der Feuchtigkeitsfilm beschädigt, können vermehrt Erreger eindringen und es kommt schneller zu einer Infektion. Darüber hinaus kann das Aufreißen des Tränenfilms zu Symptomen wie Austrocknung, Vernarbung und Eintrübung der Hornhaut führen, was die Sehleistung nachhaltig beeinträchtigen kann.

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